SPD-Kreistagsfraktion im Beratungszentrum Ost in Nieder-Roden: Beratungsangebote dringender denn je
Rodgau-Nieder-Roden – Es gibt immer mehr Bürger, die in Schulden geraten. Dies erfuhren die Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion anlässlich ihres Ferienfraktionstermins im von der Caritas getragenen Beratungszentrum Ost des Kreises Offenbach in Rodgau-Nieder-Roden. Nach Angaben von Janina Staudt, der dortigen Schuldnerberaterin, liegt die Ursache dafür in der hohen Arbeitslosigkeit, weil finanzielle Verpflichtungen nicht mehr bezahlt werden können, im gescheiterten Versuch, selbständig zu werden (Gaststätten, Kurierdienste, kleinere Speditionsdienste) und in der familiären Trennung und Scheidung mit ihren oft nicht übersehbaren finanziellen Folgen.
Der Altersschwerpunkt liege zwischen dreißig und fünfzig Jahren, wobei der Trend zu jüngerem Jahrgängen auffällig sei. Im Schnitt sei ein Schuldner mit rund 30 000 Euro belastet. Der klassische Schuldner-Klient zeichne sich dadurch aus, dass er vor seinen Geldsorgen „den Kopf in den Sand stecke“ und eine Gleichgültigkeit gegenüber finanziellen Anforderungen an den Tag lege. Rund neunhundert Klienten habe das Zentrum Ost, zuständig für Rodgau, Rödermark, Seligenstadt, Hainburg und Mainhausen, im Jahre 2009 beraten unter anderem durch Schuldnerschutzmaßnahmen und Hilfen bei Existenz bedrohenden Krisen und zum Umgang mit Gläubigern und Arbeitgebern.
Ein Schwerpunkt des Beratungszentrums Ost ist auch – so erfuhren die SPD-Kreistagsabgeordneten weiter – die Beratung für Eltern, Kinder und Jugendliche bei der Erziehung. Hier dominieren eindeutig schwierige Familiensituationen und die Folgen von Trennungen und Scheidungen sowie Auffälligkeiten im Sozialverhalten vor allem von Jungs. Die Nachfragen von Familien und Kindern aus der Mittelschicht machten hier einen überproportionalen Anteil aus.
Der Kreis Offenbach unterstützt die Erziehungsberatung mit dreiundeinhalb Stellen und übernimmt die Mietkosten für das Gebäude in Nieder-Roden, in das das Beratungszentrum Ost vor dreizehn Monaten von Rödermark gewechselt ist.
Nach Angaben ihres Leiters Karl-Heinz Busse will sich die Caritas künftig auch verstärkt in die Schulsozialarbeit einklinken, die von Schulsozialdezernent Carsten Müller (SPD) erfolgreich ins Leben gerufen wurde.
Monika Staudter-Winter, die Caritasdirektorin für Stadt und Kreis Offenbach, wies auf gesellschaftliche Bewegungen hin, denen sich die Caritas künftig verstärkt ausgesetzt sieht: die zunehmende Armut, auch bei Kindern und die steigende Existenzberatung. Hier wolle man verstärkt ehrenamtliche Helfer zur Mitarbeit gewinnen.
SPD-Fraktionschef Werner Müller (Dreieich) wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass aufgrund der äußerst klammen Haushaltslage des Kreises Einsparungen vermutlich auch im Sozialbereich nicht ausbleiben könnten. Gerade bei den sozialen Hilfeleistungen müsse man überlegen, wie sie effektiver strukturiert werden. „Wir werden uns bemühen, das Mindestangebot zu erhalten, wenn es sich um Erziehung und Bildung dreht“, sagte der sozialdemokratische Politiker, der die Absicht der Caritas auf ehrenamtliche Helfer zurückzugreifen, begrüßte und seine Unterstützung zusagte.