Anträge zum UB-Parteitag

Zukunft des Unterrichtens in der digitalen Welt

Antragsteller: SPD-Ortsverein Rodgau

Der Vorstand der hessischen SPD und die SPD-Fraktion im hessischen Landtag mögen sich dafür einsetzen, dass ein Zentrum für Bildung in der Digitalen Welt (ZBDW) in Hessen geschaffen wird, das die Schulträger und die Lehrer*Innen bei der Umsetzung der Digitalisierung unterstützt. Dieses Zentrum soll die folgenden Aufgaben wahrnehmen:

1. Aufbau der nötigen technischen Infrastruktur
2. Entwicklung von effektiven digitalen Unterrichtsszenarien
3. Aus- und Weiterbildung des pädagogischen Personals
4. Begleitforschung zur kontinuierlichen Verbesserung der Bildung in der Digitalen Welt

Der Vorstand der hessischen SPD und die SPD-Fraktion im hessischen Landtag sollen sich ferner dafür einsetzen, dass das hessische Kultusministerium seine Verantwortung wahrnimmt und flächendeckend verpflichtende und einheitliche Rahmenrichtlinien für einen digital gestützten Unterricht vorgibt. Es sollte beispielhafte Lösungen anbieten und einen Zeitplan für die Umsetzung vorschreiben. Es sollte weiterhin Unterstützung und Hilfestellung sowie eine verpflichtende Fortbildung für Lehrkräfte organisieren.

Begründung:

Voraussetzungen für den Unterricht in der digitalen Welt sind: eine digitale Infrastruktur, digitale Endgeräte, Medienkompetenzen der Lehrenden und Lernenden sowie kommunikative Softwareplattformen. Erst wenn diese Voraussetzungen zuverlässig gegeben sind, kann ihre Anwendung im Rahmen eines neu gestalteten Unterrichts beginnen. Dazu sind die pädagogischen Inhalte und die didaktischen Methoden, sowie Lehrräume und - situationen entsprechend neu zu gestalten. Aufgrund der technischen Überforderungen der Schulträger, muss das Land hierzu ein Zentrum gründen, das die folgenden vier digitalen Transformationen durchführt und den Schulträger unterstützt.

1. Aufbau der nötigen technischen Infrastruktur
Die Schulen brauchen Unterstützung bei der Konzeptualisierung einer funktionsfähigen und leistungsstarken Infrastruktur, die sich durch hohe Leistungsfähigkeit, eine flächendeckende Verfügbarkeit, und einheitliche technische Ausstattung auszeichnet. Derartige Aufgaben kann man nicht mit der Bereitstellung vieler Milliarden den Schulträgern allein überlassen, weil diese hierzu nicht ausgebildet sind.

2. Entwicklung von effektiven digitalen Unterrichtsszenarien
Digitaler Unterricht ist nicht gleichzusetzen mit analogem Unterricht. Für guten digitalen Unterricht muss man sich die Möglichkeiten zur Gestaltung digitaler Lehre erarbeiten. Daher ist es wichtig zusammen mit dem Lehrkörper digitale Unterrichtsszenarien zu gestalten, und diese weiterzuentwickeln

3. Aus- und Weiterbildung des pädagogischen Personals
Die Umsetzung digitaler Unterrichtsangebote setzt voraus, dass Lehrpersonen über die notwendigen Kompetenzen verfügen. Diese umfassen hinreichendes technisches, pädagogisches und fachliches Wissen. Aufgabe des Zentrums ist es daher, alle Lehrpersonen konsequent und strategisch für das Unterrichten mit unterschiedlichen digitalen Medien fort- und weiterzubilden. Hierzu bedarf es eines verbindlichen Weiterbildungsplans mit unterschiedlichen Spezialisierungsmöglichkeiten.

4. Begleitforschung zur kontinuierlichen Verbesserung der Bildung in der Digitalen Welt
Die Digitalisierung versetzt alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in herausfordernden Wandel, das macht auch vor der Schule nicht halt. Die Aufgabe des ZBDW ist es, Schulen in diesem Veränderungsprozess zu unterstützen, indem Instrumente für die Analyse der eigenen Stärken und Schwächen im Hinblick auf der digitalen Bildung zur Verfügung gestellt werden. Dies ermöglicht eine maßgeschneiderte Anwendung von Maßnahmen, die die Schulen gemeinsam mit Wissenschaftler*innen umsetzen können. Wissenschaftliche Begleitforschung hat sich hierbei in vielen Vorreiterländern als sehr effektiv und nachhaltig erwiesen, weil die Schulträger von den wissenschaftlichen Erkenntnissen gelungener digitaler Schulentwicklungen aus Vorreiterländern wie z.B. Schweden, den Niederlanden oder Estland, sehr profitieren können.

Innovationen aus hessischen Schulen und anderen Länder müssen berücksichtigt und in den Masterplan aufgenommen werden. Eine Begleitung des Wandels durch universitäre Bereiche ist unerlässlich. Weiterhin ist eine begleitende verbindliche Lehrerfortbildung vorzuschlagen.
Mit dem Unterricht in der digitalen Welt vermitteln wir unseren Kindern Voraussetzungen sich weltweit im Team mit anderen sozial, technologisch und ökonomisch bewegen und zusammenarbeiten zu können. Es geht darum, ihre individuellen Potenziale und Fähigkeiten zu erschließen, Zukunftskompetenzen zu vermitteln und Eigenverantwortung zu fördern.
Bildung ist eine der größten und nutzbringendsten Ressourcen unserer Gesellschaft. Daher müssen wir eine lernende Gesellschaft bleiben, die ihre technologischen Möglichkeiten nutzt. Ziel ist es, auch in Zukunft an der Spitze zu stehen und durch Kreativität und Innovationskraft unsere weltweite Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
Dies kann nur gelingen, wenn Hessen in der Bildung nicht weiter zurückfällt und alles dafür tut, den Anschluss nicht zu verlieren. Um den Transformationsprozess zu beschleunigen und zielgerichtet zu gestalten, sind Rahmen-, Zeit- und Zielvorgaben zügig zu erstellen und für alle Schulen verbindlich vorzugeben. Außerdem sollten für Schüler und Eltern Lernfortschritte und Unterstützungsbedarfe jederzeit digital einsehbar sein, so dass, falls erforderlich, rechtzeitig reagiert werden kann.
Dass der gesamte Transformationsprozess so auszugestalten ist, dass damit keine neuen Ungerechtigkeiten entstehen, sollte im Fokus sozialdemokratischer Schulpolitik stehen. Dazu zählt ein gebührenfreier Zugang für alle zum Intranet der Schule, wie auch ein kostenfreies Endgerät (Tablet) für alle und ein ebenso kostenfreier Zugang zu Lehrbüchern und sonstigen Lernmitteln.