Kinderarztpraxis schließt in Rodgau-Weiskirchen. Falsche Bedarfsplanung nicht zu Lasten von Kindern und jungen Familien
Mit großem Bedauern nimmt die SPD Kreis Offenbach die Schließung einer Kinderarztpraxis in Rodgau-Weißkirchen zur Kenntnis. „Wir hätten uns eine andere Lösung für die betroffenen Eltern und deren Kinder gewünscht“ so Werner Müller, Vorsitzender der Kreistagsfraktion. Die ärztliche Versorgung im Kreis Offenbach war unlängst Thema im Sozial- und Gesundheitsausschuss des Kreistages. Dazu waren Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung anwesend, die eine Einschätzung der Lage im Kreis Offenbach aus Sicht der KV abgaben.
Die damalige Aussage der KV, dass es im Bereich der Kinder- und Jugendärztlichen Versorgung im Kreis Offenbach keine Unterversorgung geben würde, stieß auf Skepsis und Widerspruch. „Wir haben die Aussage schon damals nicht geteilt und halten sie für falsch“ zeigt sich Carsten Müller, Kreisbeigeordneter und Sozialdezernent besorgt. „Denn ganz im Gegenteil kennen wir Beschwerden von Eltern und Ärzten, die lange Wartezeiten und Aufnahmestopps beklagen. Das ist ein unhaltbarer Zustand“, ergänzt der Fraktionsvorsitzende.
Auf völliges Unverständnis in der SPD Kreis Offenbach stößt daher die Einschätzung der KV, dass selbst bei Schließung des Arztsitzes, der leider verstorbenen Frau Dr. Kindling-Rohracker, es zu keiner Unterversorgung kommen würde. Werner Müller, Vater von drei Kindern und siebenfacher Großvater, hat ebenso großes Verständnis für die Sorgen der Eltern. Eltern müssen bereits heute lange Wartezeiten und Wege in Kauf nehmen. Der Wegfall des Arztsitzes wird dies noch erheblich verschärfen. „Anstatt sich an nicht nachvollziehbaren Quoten festzuklammern, sollte die KV sich an der tatsächlichen Lage und Entwicklung im Kreis Offenbach orientieren“, fordern der Fraktionsvorsitzende und der Kreisbeigeordnete die Kassenärztliche Vereinigung auf, die Entscheidung zu überdenken und einen Sitz im Kreis Offenbach neu auszuschreiben. Bereits heute leben über 60.000 Kinder und Jugendliche im Kreis Offenbach, Tendenz weiter steigend. „Dies scheint die KV völlig zu ignorieren, ist man in der SPD-Fraktion enttäuscht.
Carsten Müller fordert ebenso die KV auf, die Sorgen der Eltern und Patienten erst zu nehmen. Mit seinen Kindern war er selbst bis zu seinem Umzug bei Frau Kindling-Rohracker in ärztlicher Versorgung. „Das System muss wieder die Patienten in den Mittelpunkt rücken“, fordert der Sozialdezernent. Es ist nach seiner Einschätzung schon sehr traurig, dass die Eltern und Kinder so plötzlich ihre geschätzte Kinderärztin verloren haben und nun keine Nachfolge geregelt werden konnte. Hinzu kommen Versorgungsengpässe am Wochenende mit stundenlangen Wartezeiten bei Notdiensten bzw. in der Notaufnahme. „Die Entwicklung im Gesundheitssystem ist wenig erfreulich.“ Zeigt sich Carsten Müller mit den Eltern solidarisch.